1907 - 1916
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1907
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1908
Nachdem an der Monatsversammlung vom 15, Dezember 1907 das Traktandum Thurg. Kantonalturnfest in Tägerwilen lange zur Diskussion stand, einigte man sich an der heutigen Jahresversammlung einstimmig für die Übernahme desselben. Der Aktuar erhielt den Auftrag, die Anmeldung sofort zu erledigen.
Der Präsident gibt bekannt, es sei den übrigen Vereinen die zur Benützung übergebene Bühne in der Turnhalle nicht länger als 8 Tage stehen zu lassen. Sonst störe sie den Betrieb des Turnvereins…
Am Kantonalturnfest in Weinfelden wird diskutiert, ob der Verein in der 1. oder 2, Kategorie zu konkurrieren gedenke. Dieser Entschluss wurde bis zum letzten Termin hinausgezögert, und dann aber für die 1. Kategorie entschieden, Vor dem Turnfest musste noch eine ganztägige Turnfahrt durchgeführt werden, Das Ziel war St. Gallen. Mit der Bahn ab Kreuzlingen 5,03 Uhr bis Arbon, Fussmarsch nach St. Gallen - und wieder zurück nach Arbon, und mit dem Zug wieder nach Kreuzlingen... am Auffahrtstage, den 28, Mai (40 km).
Auszug aus dem Festbericht, Kantonalturnfest Weinfelden.
„Durch das schneidige Schlagen unserer Tambouren im Nachbardorfe, sowie durch die Morgens ½ 4 Uhr ertönenden Böllerschüsse geweckt, versammelte sich unsere Sektion um ½ 5 Uhr beim Schulhaus. Der Transport wurde mit zwei Pferdefuhrwerken ausgeführt...
Unser Verein wartete gespannt auf das Urteil der Kampfrichter, bis dann unsere Sektion aufgerufen wurde Im 5. Rang der 1. Kategorie ... und der Lorbeer überreicht wurde.
1909
Jahresversammlung, 24. Januar: Präsident Ferdinand Amman wurde zum Ehrenmitglied ernannt.
Es wurde mit Mehrheit beschlossen, von einer Anmeldung zum Besuche des Eidgen. Turnfestes in Lausanne Umgang zu nehmen, da es sich speziell wegen dem Wechsel der Mitglieder und der Kasse handle.
Geknüpft an dieses Traktandum wurde beschlossen, dieses Frühjahr eine neue Fahne anzuschaffen. Da natürlich die Barschaft unserer Kasse nicht ausreicht, beantragte Ehrenmitglied Herr Blattner, eine Sammlung durchzuführen. Betreffend dem Lieferant soll die gewählte Kommission, vereint mit dem Vorstand verhandeln.
Sitzung der Fahnenkommission:
Diese Kommission beschliesst, nach durchsieht der Prospekte von der Firma Kurer u. Cie, in Wyl, SG. gebrauch zu machen und mit Herrn Kurer anlässlich der nächsten Sitzung ein Projekt zu besprechen.
Herr Kurer wird ein Projekt in natürlicher Grösse unserm Verein vorlegen und werden zur endgültigen Besprechung dann sämtliche Aktiven und Passiven, sowie Ehrenmitglieder eingeladen.
Es wurde von der Gemeindeversammlung vom 6. Juni beschlossen, den Vereinen, welche die Turnhalle benützen, das Beleuchtungs- und Heizmaterial unentgeltlich abzugeben. Halbjahresversammlung, 27. Juli: Besprechung der Fahnenweihe. Das Ergebnis der Fahnenkommission betrifft: die Einladung der Vereine Turnverein Kreuzlingen, Ermatingen und Neuwilen, sowie auch die hiesigen Vereine, Männerchor, Gemischter Chor, Musikgesellschaft, event. auch Schützengesellschaft wird einstimmig beschlossen. Als Patensektion soll Kreuzlingen angefragt werden und als unsern Referent soll Herr Sek. Lehrer und Ehrenmitglied Herr Blattner amtieren.
Der Fahnen soll am 1. August geliefert werden.
Als 1. Fähnrich wurde gewählt: Otto Altwegg
Als 2 Fähnrich wurde gewählt: Hermann Müller, und als Hornist Rüber Hans.
Programm Fahnenweihe:
Die Fahnenübergabe geschah durch den Präsident des Turnvereins Kreuzlingen, welcher zur Erinnerung einen sehr schönen Lorbeerkranz dem Turnverein Tägerwilen überreicht, auf den der Verein einen grossen Stolz halten konnte.
Die Fahnenübernahme, welche von Herr Blattner in Tägerwilen verabfolgt wurde, wickelte sich mit sehr ernsten Worten ab, von welch letzterer bald Tränen vergossen wurden.
Um 6 Uhr bewegte sich der Festzug, mit den Fahnen, durchs Oberdorf, Richtung Hinterdorf und auf der Hauptstrasse wieder auf den Festplatz, wo man bis spät in die Nacht vergnügt und lustig beisammen war…
1910
Aus dem Protokoll der Jahresversammlung vom 29. Januar, unter Jahresrechnungen, erscheint das erstemal Fahnenfond:
Total Einnahmen Fr.445,35
Total Ausgaben Fr. 440,35
Bleibt zu erzeigen Fr. 5.-
Es ist noch zu bemerken, dass die 5.- Fr. auf ein Sparheft eines Fahnenfonds liegen...
Generalversammlung, 19. März, in der Linde. Betreff: Übernahme des Kantonalturnfestes 1911.
Eingeladen waren alle Vorstandsmitglieder der Ortsvereine, der Behörde und einige Passivmitglieder. Präsident Ferd. Amman hat einen Bericht abgefasst, in dem er schilderte, wie man ein solches Fest durchführen konnte. Mit grosser Mehrheit wurde beschlossen, dass man diesen Frühling Vereinshüte anschaffen soll.
Das Jahr 1910 war ein Jahr der Turnfahrten: Am 16. Mai wurde eine solche ausgeführt: Kreuzlingen - Münsterlingen - Scherzingen - Schönenbaumgarten - Oberhofen - Neuwilen - Tägerwilen
Am 10. Juli, nach Steckborn und wieder nach Hause. Am 17. Juli wurde die Kantonal-Turnfahrt ausgeführt, welche nach dem Heidenhaus führte. Am Samstag und Sonntag, den 6. und 7. August wurde die Turnfahrt nach dem Säntis durchgeführt.
Ein Auszug aus diesem Turnfahrtenbericht: ... So marschierten wir dann 17 Mann stark frohgelaunt durchs Dorf, wobei wir aus allen Fenstern angestaunt wurden wie «Wundertiere», denn es gab Leute im Dorfe, die bedenklich den Kopf schüttelten, als sie vernahmen, wir wollen auf den Säntis ... Einteils wegen dem langen Weg und andernteils glaubten sie nicht an unsere Enthaltsamkeitsbewegungen. Die Dorfjugend begleitete uns noch bis nach Kastell. Von hier wurden den Hinterbliebenen noch einige Jauchzer zugestanden, die kräftig widerhallten. Der Weg führte über Neuwilen - Alterswilen - Altishausen - Berg nach Sulgen, wo der Zug um 6 Uhr (18.00 Uhr) abfuhr. Um 7 Uhr langten wir in Gossau an, und marschierten sofort nach Herisau weiter. Um 8.05 Uhr entführte uns das «Bögelise» ins Appenzellerland hinein. Es war nun bereits dunkel als wir in Appenzell ankamen. Dessen ungeachtet marschierten wir mit Trommelklang fröhlich durch das Städtchen, sodass zu allen Fenstern heraus die Leute die Köpfe reckten, um «die Frönde» zu sehen, die im Turnergewande mit strammen Taktschritt daherkamen. Im Hotel Weissbadbrücke kehrten wir ein, und trafen unser Passivmitglied Emil Wohleb, der mit seinem Velo bis hierher gefahren war. Nachdem man sich gestärkt hatte, wurde um 11 Uhr fortmarschiert, bis in die Wasserau. Nachdem man die mitgebrachten Laternen angezündet hatte, begann der Aufstieg. Im Zickzack gings ziemlich steil bergan, durch eine bewaldete Schlucht, durch die sich tosend ein schäumendes Bergwasser wälzt. Nachdem wir etwa 1 ½ Std. marschiert waren, im Zickzack bergauf, teilweise im Regen teilweise im dichten Nebel, erreichten wir die Hütte, wo wir eine Weile rasteten und uns mit dem Inhalte der Rucksäcke stärkten. Im Weitermarsch ging es ziemlich eben, teilweise sogar abwärts, sodass wir nach einer Stunde auf der Meglisalp ankamen.
Gleich ging es stetig bergauf, sodass die Lichter der Meglisalp bald nur noch als kleine Punkte tief unter uns leuchteten. In der Wagenlücke begann das Schneestampfen, durch Fusstiefen Neuschnee, der das Vorwärtskommen ziemlich erschwerte, sodass bald einige zurückblieben auf die man dann immer wieder warten musste. Etwa 30 Min. unterhalb des Säntisgipfels kamen wir von rechten Pfade ab und stiegen die einen hierhin, und die andern dorthin, andere wieder warteten oder gingen rückwärts, so entstand eine ziemliche Unordnung und Verwirrung. Nachdem man einige Zeit gesucht hatte, fand man den richtigen Weg wieder. ¾ 5 Uhr erreichten die ersten das Hotel und weckten die Wirtsleute, die dann aufstanden und uns in die warme Stube liessen, wo wir unsere nassen Kleider und Strümpfe trockneten.
Anfänglich hatten wir beabsichtigt, den Weg über die Ebenalp zu nehmen, da aber die Drahtseile und der Weg total vereist waren wurde von dieser Route wegen Gefährlichkeit Abstand genommen. Wir gingen den gleichen Weg wieder zurück, den wir gekommen waren. Unterwegs wurden noch Alpenrosen gepflückt, die man zu Sträussen band, um ein Andenken heimzubringen. Um 9 Uhr waren wir wieder in der Meglisalp angelangt, wo wir uns ein wenig stärkten. Es ging weiter bis nach Wasserau, von wo wir auf breiter schöner Strasse ins Weissbad einmarschierten. Nicht lange wurde Rast gemacht und weiter gings nach Appenzell, wo der Zug kurz vor 13 Uhr abfuhr. In Herisau angekommen, gings gleich weiter nach Gossau. Wieder brachte uns der Zug nach Sulgen, und dann folgte der schwerste Teil. Um 4.30 Uhr marschierten wir auf den müden Füssen über Berg Altishausen, Alterswilen, Neuwilen nach Hause...
Auf Kastell wurde uns eine, von Aug. Neuweiler gespendete Kiste Bier serviert, die schnell vertilgt war. Die Hinterbliebenen wurden von unserm Tambour mächtig aufgeschreckt. Mit strammen Schritte marschierten wir bis zur Treu. Von Sulgen hatten wir 3 ½ Stunden gebraucht bis hierher. Vielleicht machen wir nächstes Jahr den Bergen wieder einen Besuch...
Der Berichterstatter: Fritz König, Zimmermann
Versammlung, 14. August: Vom Präsidenten wurde erklärt, dass sich jedenfalls Frauenfeld, genötigt durch den Turnverein Arbon, für die Übernahme des Kantonalturnfestes pro 1911 bewerben werde. Er hofft, und wir mit ihm, dass das Fest doch nach Tägerwilen kommt.
An der Generalversammlung vom 4. September wurde der Kreisturnverband Bodensee und Rhein gegründet. Anwesend waren 116 Mitglieder (Delegielie). Die Statuten, welche früher zugesandt wurden, sind einstimmig angenommen worden. Als Präsident wurde Herr Oetli, Kreuzlingen gewählt, König Fritz aus Tägerwilen, Heer, Altnau, Bügler, Ermatingen, Heim, Steckborn, Müller und Graf, Kreuzlingen.
Am 20. Oktober wurden sämtliche Vereinsvorstände von Tägerwilen eingeladen, es wurde beschlossen, dass jedes Jahr ein Verein auf die Unterhaltung oder Schauturnen verzichten soll, welches in diesem Jahr der Turnverein sei. Alle Anwesenden waren mit diesem Vorschlag einverstanden, da der Zitherklub nicht vertreten war, wurde beschlossen, dass seine Konzerte von den Mitgliedern und den Angehörigen sämtlicher Verein boykottiert werden, wenn sich derselbe nicht der Regelung der Vereinsbeschlüsse unterwirft ...
1911
An der Jahresversammlung vom 12. Februar ... Traktandum Verschiedenes: Der Prasident hofft, dass auf das Kantonaltumfest Jedes Aktivmitglied eine Gabe im Wert von 2.- bis 3.- Franken beisteuert. Er ermahnt die Mitglieder sich auf das Fest zu befleissen und hofft, dass sich an demselben auch unser Damentumverein produzieren werde. Herr Sek. Lehrer Blattner wünscht, dass über allgemeine Fragen, betreffend Turnfest nicht abgestimmt werden soll, sondern man solle die Anregungen dem Organisationskomitee zukommen lassen, welches dann darüber Beschluss fasst.
Monatsversammlung, 21. März: Der anwesende Präsident des Baukomitees, Herr Th. Seemann, erklärt, dass zum Einhagen des Festplatzes ca. 400 Tännchen notwendig seien, und sollten dieselben so schnell als möglich gehauen werden. Er hofft, dass diese Arbeit vom Turnverein ausgeführt werde. Nachtrag im Protokoll: Da am Montag das Wetter nicht schön war, wurden die Tännlein am Mittwoch bei schönstem Wetter gehauen und an die Strasse getragen. Es wurden ca. 430 Stück Tännchen gehauen. Beim Abendglockenklang zogen wir nach Hause mit fröhlichem Gesang. Dieser arbeitsreiche Tag wird wohl jedem in angenehmer Erinnerung bleiben. Am Vormittag waren 9, am Nachmittag 11 Arbeiter. Es wäre zu wünschen, dass bei den vorkommenden Frondiensten sich alle Mitglieder beteiligen würden.
Das Vereinsjahr 1911 ist ein besonderes Gedenkjahr In der Geschichte des Turnvereins Tägerwilen und verdient einen ausführlicheren Bericht. Der Verein organisierte und führte ein Kantonalturnfest durch. An der Spitze des 149köpfigen Organisationskomitees amtete Sekundarlehrer Blattner als umsichtiger Organisationspräsident. Gebildet wurden die folgenden Komitees: Finanzen, Gaben. Empfang, Presse, Polizei, Bau, Wirtschaft, Quartier, Sanität, Turnkornitee, Unterhaltung und Rechnungsbüro. Aus dem separaten Protokollbuch des Organisationskomitees geht hervor, dass die Durchführung dieses bedeutenden Anlasses rund 18 Sitzungen erforderte, wobei die erste am 23. Januar 1911 im Rest. Steinbock und die Schluss-Sitzung am 26. Januar 1912 im Lindensaal abgehalten wurde. Beispielsweise im Empfangskomitee amtete als Präsident Pfarrer Herzog; weiter finden wir in diesem Organisationsteil Namen wie Oberst Ammann, Baron von Fabrice sowie W. von Stockar.
Sicherlich engagierte sich die halbe Dorfbevölkerung, um diesen Anlass für das damals noch kleinere Tägerwilen bewältigen zu können. Die Festplatzfrage stand natürlich im Vordergrund, konnte aber kurzfristig gelöst werden, indem das Areal "Tanzplatz" von dem damaligen Grundeigentümer - Sutter Kreuzlingen - unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurde. Die Platzbenützungsvereinbarungen wurden in einem Vertrag geregelt. Das Komitee entschloss sich, von der Firma Stromeyer, Konstanz, eine Festhütte für 2000 Personen zu mieten. Mit diesem Platzangebot konnte die Verpflegung der Turner in der Festhütte erfolgen, nachdem man zur Ansicht kam, dass bei der grossen Festbesucheranzahl eine befriedigende Verpflegung durch die hiesigen Wirte nicht zugemutet werden konnte. Das sehr aktive Organisationskomitee arbeitete absolut speditiv, gab es doch eine männiglich grosse Anzahl von Aufgaben zu bewältigen. Dazu mitberücksichtigt werden musste natürlich auch damals schon das sogenannte Schlechtwetterprogramm. Hierfür wurden die zur Verfügung stehenden Lokalitäten Festhütte, Sausersche Werkstatt und die Scheune in der Sonne durch das Turnkomitee bestimmt. Das Präsidium des Gabenkomitees will von einer Becherabgabe nichts wissen, sondern den Turnern auf anderer Art entgegenkommen. Des Pressekomitee befasst sich u. a. mit der Vorbereitung der Festkarten und das Unterhaltungskomitee zieht in Erwägung, mit der Konstanzer Regimentsmusik zwecks Engagement in Verbindung zu treten. Das Quartierkomitee wird beauftragt, womöglich dahin zu wirken, dass Privatquartiere unentgeltlich abgegeben werden.
Am 19. März 1911 fand in der Linde die erste gemeinsame Sitzung mit dem Kantonalkomitee statt. Unter Berücksichtigung auf das kantonale Musikfest (20. und 21. August) wird der Termin für das Kantonale in Tägerwilen auf den 13. und 14. August 1911 festgelegt. Der Festplatz und die Räumlichkeiten für das Schlechtwetterprogramm werden als gut, geräumig und genügend beurteilt. Die Festkartenpreise werden in Anbetracht der wirtschaftlichen Lage (Rationierung der Lebensmittel) auf Fr. 8.50 für die ganze und Fr. 4.50 für die halbe festgesetzt. Die Eintrittspreise zum Festplatz sollen den früheren gleichgehalten sein: Sonntagvormittag 50 cts., nachmittags 80 cts., für beide Tage 1,50 cts. Für die Einquartierungen sollen im Minimum 150, im Maximum 180 Einzelquartiere zur Verfügung gestellt werden können.
Turnerpreise werden verabfolgt an nur thurg. Turner. Ausserkantonale werden mit Kränzen und Siglonen bedacht. Für das volkstümliche Turnen sollen einheitliche Preise abgegeben werden. Das Organisationskomitee will diesmal in der Form einer geschmackvollen Medaille dieser Aufgabe nachkommen. Die Preise für die einzelnen Mahlzeiten werden an der Sitzung vom 3. April festgelegt: Mittagessen à 2 frs., Nachtessen zu 1.50 frs., übrige Collationen 1.75 frs. An der gleichen Sitzung stellt das Organisationskomitee fest, dass das Unterhaltungskomitee für seine grosse Aufgabe noch keinen Schritt getan hat. Der Präsident Unterhaltungskomitee hat wegen angeblicher Abwesenheit und Arbeitsüberhäufung demissioniert. Das OK muss ein neues Unterhaltungskomitee bestimmen.
Aufgrund eines abgegebenen Fragebogens an die Sektionen wird an der Sitzung vom 11. 5.1911 im Restaurant Schäfli festgestellt, dass sich zum kantonalen 33 Sektionen mit 702 Turnern angemeldet haben. Es wird erwartet, dass sich die Turnerzahl noch auf 800 steigern wird. Das neue Unterhaltungskomitee orientiert an dieser Sitzung bereits über seine unternommenen Bemühungen. Die Konstanzer Regimentsmusik sowie die Arboner Stadtmusik erklärten sich bereit, unter folgenden Bedingungen mitzuwirken:
Regimentsmusik: 42 Mann, Spielzeit bis nachts 01.00 Uhr zu 800 frs. und einem Fass Bier.
Arbon: 28 Mann, 280 frs., freier Fahrt, freier Verpflegung und Nachtquartier.
In Würdigung der verpflichtenden Umstände und vermutlich des zweifellos grösseren Besuches beim Engagement der Regimentsmusik, beschliesst das Organisationskomitee, letztere zu den gestellten Bedingungen zu engagieren. Das Unterhaltungskomitee stellt ferner den Antrag, als eigentliche Festmusiken (Festmusik, Abholung und Entlassung der Turner) zur Entlastung der hiesigen auch die Kreuzlinger Musik noch zu engagieren. Das Hauptkonzert wird vorgesehen auf Sonntag, den 13. August mit Regimentsmusik, Einlagen des Ortsvereins und event. Turnsektionen. Auf Montagabend soll eine Art Familienabend veranstaltet werden mit Vorträgen der beiden Musiken von Tägerwilen und Kreuzlingen, sowie der Gesangsvereine etc. Zur Finanzierung der Gaben schlägt das Gabenkomitee eine Bargaben-Sammlung vor. Es liegt im weiteren bereits eine Sammlung von Medaillen vor und man entschliesst sich für diejenige mit dem Sujet «Castel Schloss». Das Finanzkomitee macht den Antrag, zwecks einer reibungslosen Finanzierung, Anteilscheine im Betrage von 5.- frs. zu verabfolgen. Das Pressekomitee stellt den Antrag, das von Herrn Kreidolf künstlerisch entworfene Plakat zu berücksichtigen. Der Preis beliefe sich bei Abnahme von 300 Stück auf nur 150 Mark. Der Präsident des Sanitätskomitees orientiert über seine Massnahmen, indem bereits geschultes Sanitätspersonal von Weinfelden angestellt wurde. Vom Bahnhofsvorstand in Romanshorn soll für die Sanität ein Eisenbahnwagen zur Verfügung gestellt werden. Zur Aufnahme von Verunglückten soll das Spital Münsterlingen vorher avisiert werden Aufgrund einer Ausschreibung für die Führung der Festwirtschaft sind Anmeldungen eingegangen. Das Wirtschaftskomitee stellt den Antrag, Herrn Schmid in Kreuzlingen zu berücksichtigen, da seine Offerte die günstigste sei und seine Person volle Garantie biete. Dem Antrag wird zugestimmt unter der Voraussetzung, dass Herr Schmid eine 3000 Personen fassende, mit transportabler Feststuhlung ausgerüstete Festhütte ertellt, gegen eine Entschädigung von 2000.- frs. Das Polizeikomitee beantragt eine gewisse Anzahl «Buden» zuzulassen um einerseits eine zusätzliche Einnahmequelle zu verschaffen und anderseits dem Festpublikum auch in dieser Hinsicht Rechnung zu tragen. Als Platz wird die Wiese via-a-vis der Sonne empfohlen.
Auf Antrag von Gemeindeammann Büchi sollen beim Schulhaus und beim Bahnhof je ein geschmackvoller Triumphbogen aufgestellt werden. Die Gabensammlung (Geld- und Naturalgaben) hat zwischenzeitlich den ansehnlichen Betrag von 4800.- frs. erreicht. Mit den Beiträgen von Bürgergemeinde und Munizipalgemeinde wurden schlussendlich 6400.- frs. gesammelt.
An der Sitzung vom 15. Juli wird über die Teilnahme protokolliert. Definitiv haben sich 38 Sektionen angemeldet. darunter auch der Damenturnverein Arbon mit 16 Mitgliedern, der am Sonntag eine Produktion geben wird. Für das Kunstturnen haben sich angemeldet 122 Turner, für National 117, für das volkstümliche Turnen 300. Ganze Festkarten sind abzugeben 585, halbe 97. Einzelquartiere aus dem Thurgau 126. Auswärtige Turner sind ca. 140 - 150. Gesamtbeteiligung 870- 900 Turner. Das Quartierkomitee berichtet über die zur Verfügung stehenden Lokale, Schulzimmer, Lehrerzimmer, Turnhalle, Kleinkinderschule als Massenquartiere für rund 680 Mann. Privatquartiere konnten deren 200 gefunden werden. Der Festzug am Sonntag erfolgt auf folgender Route: Festplatz - Hauptstrasse - Linde - Pfarrhaus - Okenfiner - Hauptstrasse - Festplatz. Am Montag: Festplatz - Station - Kreuzstrasse - Oberdorf - Hinterdorf. Am 8. August vor dem Fest wird die letzte Sitzung des OK in der Festhütte abgehalten und die noch bestehenden Unklarheiten und letzten Anordnungen In die Wege geleitet. wie Regulierung der Konzertprogramme, der Eintrittskarten, der Zugänge zum Festplatz, Anordnungen betreffend Empfang der Vereine am Samstag, Abholung der Kantonalfahne etc. In diesem Sitzungsprotokoll lesen wir u. a.: «Gerne hätten wir an diesem Abend schon von dem feinen Tropfen Festwein eingenommen, den unser Gabenpräsident und zugleich Festweinlieferant erst folgenden Tags zur Vorprobe brachte». Samstags erschien dann in Gala der Kantonalvorstand, mit dem wir in der Linde noch eine gemeinsame Sitzung abhielten. Doch dauerten die Verhandlungen nicht lange, Die Organisation war so perfekt, dass das Kantonalpräsidium die Sitzung mit den Worten schloss: «So muss und wird es gelingen», Überall sich regende Menschenhände, ein heftig Leben und Treiben, überall erwartungsvolle, fröhliche Gesichter und die untergehende Abendsonne spendet uns die ersten Grüsse herrlicher goldener Festtage.
Ein wolkenloser, strahlend blauer Himmel zeigte sich am Morgen des 13. August über dem geschmückten Festort Tägerwilen, Es war gar nicht anders möglich, als dass sich das Wetter von seiner besten Seite zeigte, befanden sich doch im glaubens- und hoffnungsvollen Organisationskomitee zwei Geistliche, einige Kirchenvorsteher, der Kirchenpfleger etc. Aus dem Kranze der wallenden Obstbäume ragten die Spitzen der beflaggten Häusergruppen und vom Kirchturm herab weit sichtbar, bot so unser Dorf den mit flatternden Fahnen, Trommelschlag und Gesang anruckenden Turnern den Willkommensgruss. In Begleitung des Turnvereins und Seminars Kreuzlingen wurde morgens 7 Uhr die Kantonalfahne durch das Empfangs- und Org, Komitee und den Ehrendamen empfangen, Alsdann begann auf dem Festplatz der friedliche Wettkampf der Turner, Das goldene Festwetter der beiden Tage lockte Scharen von Turnerfreunden und Festenbummler an und die vorangegangenen Mühen der Organisatoren, vorab des Finanzkomitees, wurden in jeglicher Hinsicht belohnt. Alles in allem wickelten Sich die kantonalen Festtage in Tägerwilen reibungslos und in Jeder Hinsicht als sehr lobenswert und zufriedenstellend ab, obwohl das Unterfangen in weiten Kreisen der Turnerschaft und nicht zuletzt der Thurg, Metropole als ein waghalsiges bezeichnet wurde.
Am Schlusse der Protokollierung hat der Aktuar, E, Schönholzer, das folgende Gedicht verfasst:
Vorüber ist der Festerreigen,
es hat gebracht der Arbeit viel,
Vorbei sind all die schönen Freuden,
die näher rückten uns an's Ziel.
Verschwunden ist aus aller Mitten,
der Schmuck, die Zierde, auch das Glück,
Die Zelt enteilt in raschen Schritten,doch die Erinnerung, sie bleibt zurück,
ja, dies wird in künft'gen Tagen,
noch oft dich führen dorthin zurück,
Wo jedes Herz musst höher schlagen,
erfüllt von Freud und Lust und Gluck.
Es waren Tage schönster Wonnen,
gefüllt in goldner Sommerpracht.
Drum lasst an ihrem Glanz uns sonnen,
dass freudig jegliche Seele lacht.
1912
Die Beteiligung am 56, Eidg, Turnfest in Basel war anfänglich wegen Oberturnerproblemen (Militärdienst) in Frage gestellt. Nachdem aber 1911 das Kantonale durchgeführt wurde, wollte und konnte es sich der Verein 1 Jahr später nicht leisten, die Beteiligung In Basel rückgängig zum machen. Der Oberturner von Kreuzlingen, Carl Graf, hat sich dann bereit erklärt, den TV Tägerwilen - nebst seinem Verein Kreuzlingen - ebenfalls zu leiten,
Dank Einsatz und grosser Disziplin erturnte Sich die Sektion den begehrten eidg. Lorbeerkranz. Der Mitgliederbestand im Jahre 1912 beträgt 17 Aktivturner, Das Vereinsvermögen betrug beispielsweise in diesem Jahr den schönen Beitrag von Fr, 2076.-.
Im Jahresbericht wird von einer bevorstehenden Gründung eines Damenturnvereins berichtet Ebenso sei ein Männerturnverein mit 12 - 14 Mitgliedern Im Entstehen.
1913
Am 12, Januar 1913 führte der Turnverein zusammen mit einigen turngewillten Damen ein Schauturnen am Sonntagabend durch, Gezeigt wurden die eidg. Freiübungen von Basel, ein Theaterstuck «Rosa die Turnerbraut», Keulenschwingen der Damenturnerinnen, Einzelturnen Barren und Reck, lebende Bilder und Glühlichtschwingen, sowie ein Fischertanz.
In diesem Jahr fand die Generalversammlung des Turnverbandes Bodensee und Rhein in Neuwilen, verbunden mit dem 25jährigen Jubiläum des Turnvereins Neuwilen, statt. Die Sektion marschierte 25 Mann stark, sowie noch 9 Mitgliedern von Damenturnerinnen, nach Neuwilen, Im Anschluss an die turnerischen Wettkämpfe, dem Umzug und den allgemeinen Freiübungen, wurde dann die Generalversammlung abgehalten, Im weiteren wurde 1913 noch das kantonale Schauturnen in Altnau besucht. Der Turnverein Tägerwilen erreichte im Sektionsturnen in der 11. Kat. 142,6 Punkte und den 3. Rang. Einzelbeteiligungen am deutschen Bezirksturnfest in Singen und am interkant. Wettturnen in Kreuzlingen sind aus den Protokollierungen weiter ersichtlich.
1914
Der Verein beteiligt sich am 17. kant. Turnfest in Frauenfeld und startet in der 1. Kategorie. Es war ein etwas gewagtes Spiel sich mit Vereinen zu messen aus den grössten Orten des Kantons. Schliesslich musste auch die Kantonalfahne in einem würdigen Geleit dem neuen Festort überbracht werden. So marschierte an dem Festesmorgen ein stattlicher Zug unter den Tönen der hiesigen Musik und unter den Wirbeln der 4 «Kalbsfelltrompetern» des Turnvereins dem oberen Bahnhof zu. Auch die Vereine des Ortes liessen es sich nicht nehmen, der Kantonalfahne ihr Geleit zu erweisen. Im bekränzten Extrawagen gings flott dem neuen Festort Frauenfeld zu.
Der Sektionswettkampf bestand für Tägerwilen aus Pferd breit, Marsch- und Freiübungen, sowie Sprung- und Laufübungen. Unter der Leitung von Oberturner Jakob Schöni, errang die Sektion mit 150,166 Punkten den beachtlichen 5. Rang und den Lorbeerkranz.
Aus den Jahresberichten dieser Vereinsjahre ist zu entnehmen, dass pro Jahr wenigstens 2 bis 6 Turnfahrten mit Distanzen von 30 - 60 km, jeweils nur zu Fuss ausgeführt wurden.
Bald nach den frohen Festtagen in Frauenfeld, trat der unglückselige Krieg über Europa herein und unsere Regierung rief zum Schutze unserer Heimat die waffenfährige Mannschaft an die Grenzen. Von unseren aktivturnenden wurden 11 Mann zum Waffendienst aufgefordert und manchem wird der Wert der Turnerei im Wehrdienst so recht zum Bewusstsein gekommen sein. Trotz der schlechten Zeiten wurde der Turnbetrieb so gut als möglich weitergeführt.
1915
Besuch des Kreisturntages am 10. Oktober 1915 in Kreuzlingen. Laut Jahresbericht weist der Turnverein folgenden Mitgliederbestand aus: Aktive 34, Ehrenmitglieder 8, Freimitglieder 2, Passivmitglieder 74. Trotz der Kriegsjahre ein schöner Vereinsbestand. Das Turnen war dieses Jahr, durch die lange Abwesenheit der älteren Aktivmitglieder im Militärdienst, stark beeinträchtigt. Doch der feste Zusammenhalt unserer Jungmannschaft ermöglichte trotzdem die Aufrechterhaltung eines regelmässigen Turnbetriebes. In diesem Jahr wurde noch eine 2tägige Bergturnfahrt Säntis - Meglisalp - Wasserauen - Appenzell durchgeführt.
1916
Auch 1916 wird wieder von einer obligatorischen Vereinsturnfahrt nach Steckborn berichtet. Selbstverständlich eine Fusswanderung mit Fahnen- und Trommler-Begleitung, mit Hinmarsch auf dem Seerücken und Rückmarsch entlang dem Untersee. Unsere Vereinsfahne wurde von so vielen verehrt, dass sie alle miteinander tragen wollten und dabei passierte es, dass die Stange entzweibrach. Doch wurde der Schaden in Steckborn bald wieder behoben.
Teilnahme am Kreisturntag des Verbandes Bodensee und Rhein auf Schloss Wolfsberg am 24. September 1916. Ein Haupttraktandum bildete ein Vorstoss, alle turnenden Vereine in eine Vereinigung der Gemeinde anzustreben. Die Anregung fand aber keine Unterstützung.