1897 - 1906 - TSV Tägerwilen

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1897 - 1906

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1897
3. Januar: Als 2: Präsident wurde Ferdinand Ammann gewählt.
Am 2. Februar verunfallte ein Mitglied des Turnvereins beim Turnen. Als der Kassier den Unfall der Hilfskasse meldete, gab diese bekannt, der Verein sei bei dieser Institution nicht mehr dabei, da keine Beitrage mehr' bezahlt wurden. Eine sofortige Zahlung dieses Ausstandes wurde aber von der Turnerhilfskasse abgelehnt.
Der Grund für diese Unterlassung war, dass beim Wechsel des Kassiers niemand an diese Zahlung gedacht hatte. Die
Arbeitsunfähigkeit dauerte bis am 19. Februar. Die Diskussionen und Verhandlungen, wer nun diese Arbeitsausfall-Entschädigung bezahlen müsse dauerte bis zum Monat Mai.
Der Vereinsvorstand machte den Kassier verantwortlich, weicher die Zahlungen an die Kasse vergessen hatte - dieser Kassier hatte das Gefühl, sein Nachfolger hätte je nachschauen können - und wie endete die ganze Sache? Am Schluss, nach all den Streitereien mit Kassiere und Vorstand - verzichtete das Mitglied auf eine Unfallentschädigung, resp. Arbeitsausfall-Entschädigung... im Betrage von Fr. 40.-!
1898
Auf Antrag des Vorstandes wird Herr Sekundarlehrer Blattner in Anbetracht seiner dem Turnverein geleisteten vorzüglichen Dienste zum Ehrenmitgliede ernannt.
Monatsversammlung vom 10. Mai. Antrag betreffend Austritt aus dem schweiz. Hilfsverein für verunglückte Turner. Unser Verein war nämlich seit 9. März 1896 bei dieser Gesellschaft gegen Unfälle versichert. Da es sich aber gezeigt, dass dieselbe den während dieser Zeit schon mehrere Male an sie gestellten Anforderungen nur ungenügend nachkam. So wurde schon bei Anlass der Jahresversammlung vom 27. Jan 1898 erwogen ob nicht vor Bezahlung der Prämien pro 2. Sem, 1898 aus diesem Verbande auszutreten sei, d.H. es sei dieser Vorschlag noch einer genaueren Prüfung zu unterziehen.
Nach längerer Diskussion wird beschlossen, es sei aus dieser Versicherung auszutreten, denn die Unfälle in unserem Verein seien minim. Es wird aber Jedem Mitglied freigestellt, sich Einzel zu versichern.
Aus verschiedenen Gründen wird beschlossen am thurg.-kantonalen Turnfest nicht teilzunehmen.
Es wird am 19. Juni beschlossen, an das kantonale Schauturnfest In Münchweilen Sich anzumelden. 8 Mann für die allgemeinen Keulenübungen und 10 Mann können mitfahren. Als Entschädigung werden aus der Vereinskasse bezahlt: pro Aktivmitglied Fr. 3.50. Die weiteren Vorbereitungen und Besprechungen seien in einer Turnstunde zu erledigen.

An der Monatsversammlung vom 20. November...
Im weiteren setzt der Aktuar den Verein in Kenntnis, dass er betreffend Neuanschaffung eines neuen Barrens, Erkundigungen eingezogen habe und einen solchen (ganz einfaches System) auf 120,- Fr. ab Station Aarau zu stehen komme, was für unseren Bedarf natürlich zu teuer sei.
Der alte Barren wurde darauf von Herrn Mechaniker Maier wieder repariert und könne so wieder für wenigstens ein Jahr seinen Dienst versehen…
Nach einigen andern Besprechungen übergibt dann der Aktuar F. Neuweiler dem Kassier, welcher die Versammlung leitete seinen Austritt. Auf Wunsch des Oberturners musste dieser verlesen werden. Der Kassier erwiderte dann, genannten Austritt wegen Abwesenheit des Präsidenten nicht anzuerkennen, wo er nach einiger Diskussion die Versammlung auflöste, mit der Erklärung, auf diesen Fall bei Anlass einer anderen Versammlung und in Beisein des Präsidenten zurückzukommen.
 
Am 11. Dezember wurde dieser Austritt angenommen. Als neuer Aktuar wurde im 3. Wahlgang mit 12 Stimmen A Schwarz, Sattler, gewählt,
 
An der Jahresversammlung vom 15. Januar 1899 wurde aber wieder F. Neuweiler als Aktuar mit grossem Mehr gewählt.
1899
Der Präsident gibt bekannt, es sei ihm seitens eines Mitgliedes die Mitteilung gemacht worden, dass sich die Aktivmitglieder verpflichten, zu einer Abendunterhaltung, resp. Aufführungen eines Tanzes am Fasnachtsonntag bereit zu sein. In Anbetracht der grossen Auslagen für Kostüme etc. ein allfälliges Defizit von sich aus zu decken. Dieser Antrag wird gleich zum Beschluss erhoben. Weil die um Mitwirkung angefragte Musikgesellschaft Hugelshofen leider keine Folge leisten kann, so wird seitens eines Aktivmitgliedes die Musikgesellschaft Steckborn engagiert.
 
Das Programm erhält 9 Nummern, Pyramiden, Keulenübungen, Pantomimen, Freiübungen, lebende Bilder, Eintritt 40 Rp. Kassaeröffnung 7 Uhr, Anfang 7.30 Uhr. Nach der Aufführung Tanz, (Diese Aufführung wurde im Saal der Linde durchgeführt).
Es wird vom Verein erst beschlossen wegen der grossen Auslagen, den Ehren- und Passivmitgliedern, ebenso den Aktivmitgliedern für diesmal keine Freibillete zu verabfolgen.
Es wird eine Kommission gebildet, welche die Statuten überarbeitet. Am 3. April wurde die Turnfahrt nach Stein am Rhein ausgeführt, resp. bis zum Hohenklingen. Abmarsch um 5.30 Uhr, Retour mit Schiff bis Berlingen, und zu Fuss nach Tägerweilen, wo sämtliche Teilnehmer um 7.30 Uhr ankamen. Er wird angeregt, eine gemeinschaftliche Reisekasse zu gründen.
Zur Teilnahme am Kantonalturnfest in Amrisweil sind angemeldet 9 Mann am Sektionswettkampf und 3 Einzelturner. Freiwilliges Gerät: Barren. Die neuen Statuten sind nach Abnahme der Versammlung in die Druckerei gegeben worden. Es wird eine Abänderung von üblen Moden beschlossen, dass in Zukunft Fahnen und Trinkhorn nicht mehr dem der finanziell am meisten Bietenden zum Tragen verkauft werden, sondern dass alle dieselbe Möglichkeit haben sollen. Vorturner Schwarz beantragt, dem Tambour Nägeli für seine Dienste In Amrisweil eine Entschädigung von Fr. 3,- zu verabfolgen, was auch sofort beglichen wird.
 
Kantonalturnfest Amrisweil 16. und 17. Juli
1. Übung: Ordnungsübung
2. Übung: Keulenübungen
Als 3. Abteilung folgt das Riegenturnen
1. Abteilung: Hochsprung
2. Keulenübung 2 Gruppen
Als letzte Übung erfolgt das Barrenturnen.
 
Der Eichenkranz, welcher errungen wurde, ist von den Sektionsmitgliedern sehr bejubelt worden. Dazu noch einen Eichenkranz im Nationalturnen J. Rüber, F. König und Rüber Eugen Im Kunstturnen.
Die unbegrenzte Freude der heimkehrenden Turnerschar wurde durch einen Kontermarsch via Kreuzstrasse - Linde der gebührende Ausdruck verliehen, während die verschiedenen Salutschusse von der Höhe ebenfalls das Ihrige beitrugen zur allseitigen fröhlichen Stimmung.
Der Verein beschliesst, auf eine Anfrage des Festkomitees der Jahrhundertfeier der Schlacht bei Schwaderloh, betreff unserer Mitwirkung vom Festspiel, derselben Folge zu leisten und 14 event. 16 Mann (als thurg. Ringer) zu stellen. Die Aufführungen des Festspiels finden statt: 23. und 24. Juli, 30. und 31. Juli und 6. August 1899. Für diese Auftritte wurde eine Rechnung gestellt im Betrage von Fr. 100.-.
Auf den 4. November soll ein Turnerball stattfinden. Die vorangegangenen Verhandlungen wurden durchgesprochen.
Folgende Aussagen laut Protokoll wurden gemacht Anschliessend erklärte Vorturner König, nur unter der Bedingung am Ball teilzunehmen, wenn einige nicht in besonders gutem Rufe stehende Damen, die seines Wissens schon engagiert seien, nicht erscheinen. Diese Mitteilung wurde von einigen Mitgliedern befürwortet, und alsdann beschlossen, solche Mitglieder von dem Gesagten zu belehren und falls sie nicht einverstanden sind, von der Teilnahme an diesem Anlass auszuschliessen. Dieser Ball wird in der Linde stattfinden.
Es wurde beschlossen, es sei die Musikgesellschaft Hugelshofen zu engagieren und zwar nach vorliegender Offerte zu 60.- Fr. 5 Mann.
Es sei von jedem am Ball teilnehmenden Aktivmitglied ein Betrag von Fr. 2.- einzuziehen.
Der weitere Betrag soll aus der Vereinskasse und zum Teil durch freiwillige Beiträge der Passivmitglieder gedeckt werden.
Es sei von Nicht-Mitgliedern, welche sich am Tanz beteiligen wollen, vor 12 Uhr nachts 2.- Fr. nach 12 Uhr 1.25 Fr. zu verlangen, ebenso seien 2 Freitouren einzuziehen.
Die von Herrn Fischbacher, (Linden-Wirt) eingereichte Offerte für das Essen ä Fr. 7.- pro Paar für die teilnehmenden Aktivmitglieder wird einst. gutgeheissen. Es werden Ehren- und Passivmitglieder eingeladen. Der. Aktuar Herr Ferdinand Neuweiler war Berichterstatter an diesem Ball. ich glaube es wäre sehr schade, wenn wir diesen Bericht nicht widergeben würden.
 
TURNERBALL
4. November 1899
 
Schon viele Wochen wurden die Tage abgezählt bis zu dem frohen Festchen und sehnsuchtsvolle Erwartungen regten sich in all' den jungen Turnerherzen, wie auch überall im Dorfe, wo im Stillen ein bescheidenes Röslein für die frohen Turner blühte! Und überall regte sich: Zarte Sehnsucht, süsses Hoffen! Bis endlich die langersehnte Stunde schlug.
Genannten Tages, nachmittags ca. 5 Uhr, ertönten die ersten taktvollen Klänge der Musik und der Zug beginnt vom Rössli (Rest. Kreuzstrasse) durch das Dorf, jeweils mit Anschluss der Paare, bis zur «Linde». Inzwischen hatte sich das Publikum zu beiden Seiten der Strasse angesammelt, und harrte, spalierbildend, der Dinge die da kommen sollen. Mit frisch und frohem Mute marschierten die biederen Turner, 12 Mann stark, mit den verehrten Festdamen einher und zeigten schon durch Ihr Auftreten sich diesem Anlass würdig. Da schlugen auch weniger turnfreundlich gesinnte Herzen etwas höher und auch mancher alte Turner konnte es kaum unterdrücken Oh schöne Zelt - oh seige Zeit - wie bist du fern, wie bist du wert -! Nun, auf des Festes stolzen Wogen, sind sie munter hingezogen, frohgelaunt mit Jubelschalle, unsere lieben Turner alle!...
Mit fröhlicher Unterhaltung beim schönem Tanze verstreichen die ersten Abendstunden, und finden sich nach und nach auch die geschätzten Ehren- und Passivmitglieder, recht zahlreich zur gemütlichen Abendunterhaltung ein.

Über den weiteren Verlauf des Festes habe ich in nachfolgenden Strophen etwas zusammengefasst.
 
So abends um die fünfe, da ging das Festchen los!
Es waren wohlgezählt, ein dutzend Pärchen blos!
Doch frisch und frei im Herzen und fröhlich auch dabei,
die wackern, rüstigen Schaaren, wird stets der Turner sein!
Da spickten die Mistbauern und bildeten sich ein:
Das sind die rechten Leute, die sind vom Turnverein!
- Man tut das Tanzbein schwingen, (zum Trinken gibt's kei Zeit).
Die Juden werden ausgemacht, und noch viele andern Leut
und was das schönste noch dazu, 's kommt mir nicht aus dem Sinn!
es war beim Eid' kein Spass dabei; Es war 'ne Höll‘maschin!
Und auch der kleinste Mann der Welt, wird ferne produziert!
Auch hatte sich kein Turner nicht, zum deklariern geniert.
Dazwischen kam zur Explosion, noch manches Element,
das man in einem Lexikon, die reinste Dummheit nennt!
Auf «Stoff» und Stoffel kamen dann und mancher schlechte Witz!
Das gab den frohen Turnern schon, bis morgen's fünf den Sitz:
Und endlich als man draussen schon die gross 'Latern' anzündet,
am Sonntag früh, wir sitzen noch, jedoch es ist kei 'Sünd'!
paar Musikus dann abmarschiert, so morgens um halb sieben, ...
Es sind die strammen Turner all' ganz «hell». Geblieben!
Und freut sich jeder mit der Maid, nen Tag erhalt zu haben,
der in Erinnerung bleiben wird, den alten Turnerknaben…

So weit haben meine Dichterkenntnisse gereicht, etwas über dieses Thema in Reimen zu bringen, und habe zu Schluss noch beizufügen:
Dem Turnerball in Tägerweilen kann nachgerühmt werden, dass eine Reihe Faktoren mitgewirkt haben, das Festchen zu einem glücklichen Austrag zu bringen, und dass alle Teilnehmenden vergnügt waren, und dass es zu wünschen 1St. recht bald eine Wiederholung eines solchen Anlasses seitens des Turnvereins zu sehen. Ein Kränzchen vor allem ist dem Wettergotte zu flechten, der uns nicht im Stiche liess, und dem herrlichen Wetter begünstigte. Ferner sei der Wirtschaft für ihre tadellose Bewirtung, das vollste Lob und Anerkennung gewidmet.
 
Möge auf diese Weise der Turnverein forthin blühen und gedeihen, zu Ehren der ganzen Einwohnerschaft.
Am Ball nahmen teil:
 
A. Schwarz, Sattler und Frl. Sauter von Triboltingen
Fritz König und Frl. Rosa Ruf. Gottlieben
Jean Bär und Frl. Frida Wyler, Tägerweilen
Hch. Engweiler und Frl. Aug. Neuweiler, Tägerweilen
Paul Egloff und Frl. Sophie Nägeli, Tägerweilen
Ferd. Neuweiler und Frl. M. Seemann, Tägerweilen
Fritz Nägeli und Frl. EI. Egloff, Tägerweilen
Aug. Meyer und Frl. Ida Fink, Tägerweilen
Carl lschny und Frl. Dünner, Steckborn
Otto Dünner und Frl. Ischny, Tägerweilen
Con.Oberhänsli und Frl. Ernrna Mayer, Tägerweilen
Aug. Heer und Frl. Frida Näf, Tägerweilen

Der Berichterstatter:
 
Ferdinand Neuweiler, Aktuar
1900
Am 4. April wurde zu einer Generalversammlung einberufen Im Restaurant «Müller»? (Generalversammlungen wurden früher einberufen;
d. h. Aktivmitglieder und Ehren- und Passivmitglieder) Einziges Traktandum: Turnlokalfrage In den Wintermonaten. Schon seit 6 Jahren musste der Turnbetrieb im Keller von Jak. Dütsch (Palmenweg), durchgeführt werden. Diese ganze Sache war nur ein Provisorium, aber etwas Besseres wurde im ganzen Dorf nicht gefunden. Präsident Ferd Ammann schilderte die Sorgen über dieses Übel.
Nach längerer Diskussion wurde von Herrn Fischbacher, Lindenwirt, der Antrag gestellt, es sei an die Munizipalgemeinde und an die Schulvorsteherschaft Tägerweilen ein Schreiben zu richten. In diesem Schreiben wurde der Wunsch geäussert, dass eine Turnhalle das Beste für den Verein wäre, ebenso würde das Turnen in der Schule auch davon profitieren.
Präsident Amman stellte den Antrag, dass noch zugewartet werde, da ja die beiden Gemeinden doch für diesen Zweck kein Geld haben. Ehrenmitglied Salomon Blattner, Sekundarlehrer, stellte sich bereit, das Schreiben an die beiden Gemeinden zu stellen, worauf Präsident Amman einverstanden war ... Wenn es an einer der nächsten Gemeindeversammlungen zur Sprache kommen soll, würde auch Herr Blattner das Wort ergreifen, denn diese hätte mehr Einfluss auf die Behörde als alle anderen ...
Diese Versammlung bestätigte die Bewerbung um den Kreisturntag nach Tägerwilen.
Das Festort für diesen Anlass wurde vom Kantonalturnverein gern. Abstimmung an Heimenhofen vergeben, welches 72 Stimmen erhielt, dann folgt Ermatingen mit 66 und Tägerweilen mit 46, Neuweilen mit 8 Stimmen.
Zur Teilnahme an das Eidgen. Turnfest in la Chaux de fonds melden sich König Fritz und Rüber Jakob und J. Bär wovon erste 2 konkurrieren werden.
Vorturner Schwarz beklagt sich betreffend zu späte Einladung an die Frühlings-Versammlung, die auf Schuld des Aktuars zurückzuführen sei, was Anstoss zu der Vermutung gab, dass auch im Turnverein Tägerweilen nicht alle Mitglieder fehlerfrei sind.
Ferner wird ein Antrag des Aktuars betreffend Reparatur des feststehenden Barrens abgewiesen, ebenso wird auf den Vorschlag, ein Fass Freibier von der Vereinskasse zu erhalten, nicht eingetreten...
 
An der Monatsversammlung vom 15. Mai gibt der Präsident folgendes bekannt: Die Schulgemeinde Tägerweilen hat den ehrenhaften Beschluss gefasst, in nächster Zeit den Bau eines Turnlokales an die Hand zu nehmen. Er weist darauf hin, dass solches auch als ein Wichtiger Faktor für unsern Verein zu betrachten sei und gibt der Hoffnung Ausdruck, dass die Mitglieder des Vereins durch ehrenhaftes Betragen die voraussichtliche schöne Zukunft des Turnvereins erstreben helfen werden
Auf Antrag des Vorstandes wird Herr Conrad Frauenfelder in Anbetracht seiner Verdienste um den Turnverein. einstimmig
zum Ehrenmitglied ernannt.

Herr Otto Altwegg wird als Aktivmitglied aufgenommen. Beschluss vom 22. Juli: (gem. Protokoll). Da zu der, auf heute in die Linde eingeladenen Halbjahresversammlung nur 18 Akiv- und Passivmitglieder anwesend sind, so wird auf Antrag des Präsidenten diese Versammlung auf Donnerstag, den 28. Juli verschoben.
 
Am 28. Juli waren anwesend: 13 Aktivmitglieder und 4 Passivmitglieder, entschuldigt abwesend sind 3.
Eine Mitteilung des Präsidenten zufolge hat unser verehrtes Passivmitglied Herr J. Oettli, beim Anlass seiner Hochzeit, dem Turnverein Tagerweilen Fr. 10.- geschenkt, was durch Publikation im Amtsblatt erörtert werden soll.
 
Jakob Rüber hat sich in la Chaux de fonds am eidgen. Turnfest, 4 - 7. Aug. im 43. Rang einen Ehrenpreis errungen (Nationalturnen). Wert des Preises ca. 50.-.

Die Turnfahrt wird laut Vereinsbeschluss auf den Nollen ausgeführt. Marschroute: Alterswilen, Bürglen, Nollen, zurück via Weinfelden - Märstetten.
1901
Monatsversammlung vom 21. April; Aug. Heer frägt an, ob in Anbetracht, dass die Schulgemeinde unterm 18. April den Bau einer Turnhalle in Vorschlag von 8000.- Fr. nun beschlossen hat, nicht schon jetzt ein dergleichen Vertrag abgeschlossen werden soll, betreffend der Benützung der Turnhalle durch den Turnverein, der Anschaffung der Geräte etc. Ferner ob das bisherige Turn lokal auf den Herbst gekündigt werden soll. Es wird beschlossen, mit diesen Sachen noch zuzuwarten bis die Turnhalle erstellt ist.
Laut Mitteilung des Organisationskomitees wird das Schauturnfest in Ermatingen am 30. Juni abgehalten (Kantonales).
1902
An der Jahresversammlung wird beschlossen, dass ein neuer Barren angekauft werden müsse. Der alte Barren könne - vom vielen Gebrauch total defekt - nicht mehr repariert werden. Ein neuer Barren, welcher nun besser konstruiert sein soll, kostet bei Wäffler in Aarau Fr. 125.-.
Für das Kantonalturnfest, welches in Kreuzlingen zur Durchführung kommt, wurde für die Sektion das Pferd gewählt. Da der Verein nur über ein solches verfügt, wird beschlossen, dass Kreuzlingen für ca. 3 - 4 Wochen eines ausleihen soll. Für die Anmeldung im Sektionsturnen wurden 12 Mann gemeldet, für die Einzelturner Im Kunstturnen 8, im Nationalturnen 3 Mann.
 
Vom Vorstand der Turner-Unfall sind neue Statuten zu beziehen zur Einsichtnahme, um nachher wieder als Mitglied beizutreten.
Ferner soll die Fahnenfabrik Werffelin in Turbental angefragt werden, ob unsere Vereinsfahne wieder aufgerüstet werden kann?
 
An der Versammlung vom 22. Juni wurde die Anschaffung von Vereinshüten, in Filz nach vorliegendem Muster beschlossen.
Der Beitrag an die Festkarte für das Kantonalturnfest in Kreuzlingen gab grosse Diskussion, die Vorschläge waren Fr. 5.-, Fr. 3.50 und Fr. 3.-. Es wurde beschlossen, man solle Fr. 3.50 bezahlen und aus den übrigen Fr. 1.50 eine Ehrengabe als Nachbarsektion, zu stiften. Es wurden von Schaffhausen 6 Muster-Uhren bezogen, und eine schöne silberne Ankeruhr zu Fr. 25.- gewählt. Ebenso wurde beschlossen den Namen des Vereins eingravieren zu lassen. Wettkampf Kantonalturnfest Kreuzlingen 20. + 21. Juli.
 
In erster Reihe kamen die Pferdübungen, welche im allgemeinen ziemlich gut ausfielen, nur schade, dass gerade 3 Tage vor dem Fest ein Mitglied von einem Gerüst stürzte; dafür mussten wir einen andern Turner stellen, der aber seit einiger Zeit diese Übungen nicht mehr mitturnte und daher nicht mehr richtig eingeübt war. Vorn Pferd ging's an die Ordnungsübungen, die, Dank der vielen Übung auch mit Ausnahme einiger kleiner Fehler, gut waren. Hierauf kam das Riegenturnen, 2 Riegen zu je 6 Mann. 1. Riege: Barrenturnen, 2 .Riege: Keulenschwingen. Hier ist zu bemerken, dass im Barrenturnen sauber und exakt gearbeitet wurde, das Keulenschwingen hätte hingegen besser sein können; ich will damit nicht sagen, dass es gerade am Eifer der Turner fehlte, sondern es ist bei den jungen Turnern mehr Erschrockenheit und dann allerdings ist, bei den Jüngeren, der Ernst nicht so gross, sie fassen das Sektionsturnen viel zu leicht auf.
Nach dem Riegenturnen kam die Hauptsache: das Keulenschwingen der Sektion, auf diese Übung war das Hauptaugenmerk der strengen Kampfrichter gerichtet. Die nicht konkurrierenden Mitglieder waren bis zu den Vorübungen der allgem. Keulenübungen entlassen. Es machte einen imposanten Eindruck, das Schwingen der 5 - 600 Turner, Das war alles am Sonntag, fürwahr ein anstrengender Tag für die Turner!
Am Montag um 5 Uhr war die Preisverteilung: Jeder unseres Vereins erwartete den Aufruf unserer Sektion, da, endlich im 21. Rang, letzter Lorbeerkranz, erschollen die Bravorufe unserer Turner. Die Einzelturner:
Ruber Jakob Nationalturnen im 3. Rang, König Fritz, im 9. Rang. Im Kunstturnen: Brun Karl im 13. Rang.
So trat dann unser Verein mit den 4 Kränzen den Heimweg an. Ausserhalb des Dorfes erwarteten uns der Männerchor, die Schützengesellschaft, sowie die Musikges. Gottlieben und geleiteten uns durch das Dorf.
Dieses waren Auszüge aus dem Festbericht von Jean Bär.
1903
Auszug aus dem Protokoll der Jahresversammlung vom 25. Januar. Betreff dem eidgen. Turnfest gibt der Präsident bekannt: Der Verein ist provisorisch im Sektionswettkampf angemeldet. Es wird an den Oberturner Fritz König die Frage gestellt ob die Anmeldung definitiv erfolgen könne. Als freigewähltes Gerät wurde das Pferd bestimmt.
Da nun die schon lange projektierte Turnhalle dieses Frühjahr einmal zum Bau gelangt, und die Schulgemeinde auch die nötigen Turngeräte zu beschaffen hat, wird beschlossen, eine Eingabe an die Schulvorsteherschaft zu richten mit dem Ersuchen, ein Turnpferd jetzt schon zu beschaffen.
 
Der Turnkeller bei Jak. Dütsch, Milcher, wird gekündigt, das Holz von der Unterteilung kann dem Linden-Wirt zum Tagespreis verkauft werden. Der alte hölzerne Barren soll verkauft werden und zu diesem Zwecke in der Turnzeitung ausgeschrieben werden.
 
Zurückkommend auf den Vereinsbeschluss vom 9. November 1902 betreffend Anschaffung einer neuen Vereinsfahne, wird auf Anraten von Herrn Sek.-Lehrer Blattner (Ehrenmitglied) dieses Jahr noch Umgang genommen, um dann nächstes Jahr mit der Einweihung ein Turnfest abhalten zu können, was dieses Jahr in Anbetracht der vielen Festlichkeiten nicht gut ginge.
Die alte Fahne soll von Werffelin in Tutbental in den Farben aufgerüstet werden, welcher uns diese Arbeit gratis offeriert. An der Monatsversammlung vom 30. Januar macht der Präsident den Vorschlag, den bisherigen Oberturner Herr A. Schwarz, Sattler zum Ehrenmitglied zu ernennen für seine dem Turnverein vieljährige geleistete Dienste, welches einstimmig genehmigt wurde.
 
Betreffend der Unterstützung der beim Sektionswetturnen in Zürich mitwirkenden Mitglieder wird die Höhe des Beitrages auf Fr. 20.- vorgeschlagen, was ungefähr der ganzen Festkarte und der Fahrt gleich käme. Für die nicht beteiligten Mitglieder wird die Fahrt-Entschädigung vorgesehen.
 
Es wurde beschlossen, an unser altes Turnpferd zwei neue Pauschen, entsprechend denjenigen vom neuen Pferd, in der Turngerätefabrik Herrliberg erstellen zu lassen. Ebenso sollen für die Nationalturner zwei Steine, einen zum Heben, und einen zum Stossen, nach dem eidgenössischen Gewicht, angeschafft werden.
 
7. Juni: Vom Pfarramt Tägerwilen ist eine Einladung zur Teilnahme am diesjährigen Kinderfest eingegangen. Es wurde beschlossen, hierauf einzutreten, jedoch wäre es erwünscht, wenn das Fest bis nach dem Turnfest verschoben werde, was dem Pfarramt mitgeteilt wurde.
 
Eidgenössisches Turnfest in Zürich: 18., 19., 20., 21. Juli. Am Samstag 18. Juli, per Bahn über Etzwilen, Schaffhausen - Zürich, Zürich an 9 Uhr 14. Der erste Gang galt nun, eine Erfrischung einzunehmen, aber unser Oberturner gab den Befehl, es dürfe kein Alkohol genossen werden! Um 5 Uhr abends war Antreten und Aufstellung zum Festzuge, aber kaum mit der Aufstellung begonnen, so fing es an zu regnen ... völlig durchnässt; endlich wurde abmarschiert bei strömendem Regen. Am Samstag abend war das erste Bankett, die Verpflegung war vortrefflich ... An Unterhaltung fehlte es hier nicht; um halb 11 Uhr war für uns Schluss des Hüttenlebens und mussten die Quartiere beziehen.
Um 4 Uhr nachmittags mussten wir zum Sektionswetturnen antreten Als 1. Frei- und Marschübungen: bei den Marschübungen war der Taktschritt und Laufschritt verlangt, letzterer sollte mindestens 2 Minuten dauern, wurde dann aber am Fest infolge der sich angesammelten Wasserpfützen abgekürzt.
 
Die Preisverteilung: «Froh waren wir, als der Eichenkranz an unserer Fahne befestigt wurde». Im Nationalturneil konkurrierte Umiker Gottlieb, musste aber durch Unfall beim Schwingen den Wettkampf leider aufgeben. Nach Schluss der Preisverteilung stellte sich der Festzug II zusammen, dessen Wirkung aber darunter zu leiden hatte, dass sich viele Sektionen nicht mehr daran beteiligten. Um 3 Uhr reisten wir von Zürich ab - nach Tägerwilen, wo wir von den Vereinen Empfangen wurden. Mit dem Marsch durch das Dorf, bis in die Linde, wo wir das eidgenössische «Laub» noch tüchtig einschwemmten, bis die Polizeistunde zur Ruhe mahnte. An der Versammlung von 6. Dezember teilt der Präsident mit, dass der Turnverein genötigt sei, die Beleuchtung in der Turnhalle selbst zu beschaffen und es wird beschlossen eine grössere Lampe anzuschaffen. Ferner beantragt derselbe die Errichtung einer neuen Bühne in der Turnhalle und zu diesem Zweck an die Bürgergemeinde zu gelangen, um Abgabe des nötigen Holzes.
1904
Schauturnen des Turnvereins Tägerwilen den 5. und 13. März, in der Turnhalle! Verbunden mit einem Tanzkränzchen am 5. März in der Linde. Als letzter aller hiesigen Vereine gab der Turnverein an genannten Tagen seine beiden Vorstellungen zum erstenmale in der neuen Turnhalle.
 
Nachdem der Einzug erster Mitte Januar erfolgen konnte, so musste auf das Schauturnen tüchtig gearbeitet werden.
Die Eröffnung geschah mit einem flotten Musikvortrag der jungen Musikgesellschaft Tägerwilen und mit einer schwungvollen Rede des Herrn Gemeindeammann Ebinger, an die Turner und an das umstehende Publikum. Nachdem er geendet, übergibt er die Turnhalle der turnerischen Arbeit. Nach möglichst schneller Abwicklung des Programmes gings nach der Linde. zum allgemeinen Nachtessen, Fr. 2,- das erste Mal, 1,25 das zweite Mal per Person, ohne Wein!
 
Dann begann der gemütliche Teil, das Tanzen. Bis zum hellen Morgen wurde tüchtig getanzt, und dann gings erst noch mit flottem Musikklang durchs Dorf.

An der ersten Vorstellung wurden eingenommen   Fr. 43.80
An der zweiten                                                   Fr. 118.-
Kindervorstellung                                               Fr.  19.50
Total                                                                 Fr. 181.30

Monatsversammlung 30. Sept. Der Beitrag der Gemeinde Fr. 100.- soll am fälligen Tage erhoben werden, und ein Kassenbüchlein angelegt werden.
 
Nachtrag zur Versammlung vom 23. Oktober: Der Turnverein verdankt Herr von Stockar-Scherrer, auf Schloss Kastell den Betrag von Fr. 50.- aus Anlass der Geburt eines Sohnes ...
1905
Es wird beschlossen, 1 Zentner schwerer zweiarmiger Granitstein bei Wäffeler in Aarau zu bestellen.
1906
Da für das eidgenössische Turnfest in Bern immer noch keine Anmeldeformulare eingetroffen sind, wurde der Aktuar beauftragt, solche vom Organisationskomitee anzufordern.
 
An der Monatsversammlung vom 18. März, wurde folgende Anmeldung gemacht:
1. Beteiligung am Sektionswettkampf (ohne Oberturner mit 12 Mann)
Lösung ganzer Festkarten für 18 - 20 Mann
Zentrale Verpflegung in der Festhütte
Als freigewähltes Gerät wird das Pferd bestimmt.
Unter Verschiedenem: Es Wird beantragt, und mit Mehrheit beschlossen, dass diejenigen Mitglieder, die neue Turnkleider anzuschaffen gedenken, (für das eidg. Turnfest) unbedingt darauf zu achten haben, dass die Hosen bis mindestens unter die Waden reichen, die mit roter Charpe zu binden sind.
Um am eidgen. Turnfest teilzunehmen, ist der Verein verpflichtet, vor demselben eine halbtägige Turnfahrt auszuführen. Reiseziel: Konstanz - Mainau - Litzelstetten - Wollmatingen - Gottlieben.
Der Präsident verliest eine Einladung vom thurg. Schwingerverbande um Teilnahme an Schwingkursen, es wird bestimmt, dass 2 - 3 Turner diesen Kurs besuchen. Vom Turnverein Bahn-frei, Konstanz erhaltene Einladung zu einem Turnwettkampf kann leider nicht angenommen werden, da sich die Daten mit dem eidg. Turnfest überschneiden.
Wie uns mitgeteilt wurde, ist von den vorgeschlagenen Kampfrichtern zum Kreisturnfest in Diessenhofen, Jak. Rüber bestätigt worden. (Er ist somit der erste Kampfrichter von dem Turnverein Tagerwilen.)
 
Monatsversammlung, 15. Mai: Kreisturntag Diessenhofen.
Der Präsident gibt bekannt: Unserer Sektion ist das Gasthaus Adler zugeteilt. Das Diner für das Mittagessen bestehe aus Schweinsbraten und Gemüse, mit 3 dl Wein, zum Preise von Fr. 1,30
 
Der Kreisturntag wird trotz miserabler Witterung abgehalten. Statt um ½ 6 wird erst um 9 Uhr abgereist. Wir sollten um ½ 11 in Diessenhofen sein, wurde aber später, da zwischen Berlingen und Steckborn ein Erdrutsch auf den Schienen lag, (Verspätung ca. 1 Stunde)
Es haben aus unserer Sektion folgende Mitglieder Ehrenmeldungen erhalten:
 
 
Im Kunstturnen:
3. Rang Altwegg Otto
9. Rang Egloff Carl
10. Rang Reisch Carl
 
Im Nationalturnen:
1. Rang König Fritz
 
Volkstümliches Turnen:
Würgler Albert, Müller Hermann, Neuweiler Aug, Egloff Ernst und Zaug Fritz
***
Am Nordostschweizerischen Schwingfest in Weinfelden, haben Preise erhalten:
Fritz König im Schwingen
Rüber Jak. im Spezialturnen = 3. Rang im Steinstossen
***

Der Besuch des eidgen. Turnfestes in Bern, vom 14, - 17, Juli, war ein Riesenerlebnis für die meisten Mitglieder des Turnvereins Tägerwilen. Ein Auszug aus dem Festbericht von Carl Egloff
„Nach den Massenübungen wurde der Fahnenmarsch geblasen und alle Fähnriche, Hornisten und Oberturner verliessen die Sektionen, ein herrlicher Augenblick, beinahe 8000 Turner hatten sich zu diesen Übungen eingefunden. An die Darstellung der allgemeinen Übungen schloss sich die patriotische Feier mit der Ansprache des Bundespräsidenten und mit einem allgemeinen Gesang, worauf Bundespräsident Forrer jubelnd vortrat und seine Ansprache hielt, die mehrmals durch rauschenden Beifall unterbrochen wurde.
30 - 40000 Personen wohnten der Feier bei.... Die einen widmeten ihr Auge dem Kunst- und Nationalturnen, während die andern die Sehenswürdigkeiten der Stadt Bern zu betrachten gedachten, Der erste Punkt den man sehen wollte, war natürlich der Bärengraben und der Bundespalast, denn hätte man dieses nicht gesehen, so wäre man nicht in Bern gewesen. Zum ersten mal seit bestehen des Turnvereins Tägerwilen wurde an der Vereinsfahne ein eidgen. Lorbeerkranz befestigt…
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